Eine eigene Geschichte zum Nutzen von Wörterbüchern:
Gestern habe ich auf meiner Leselustdie ersten Hörtexte in Sachen Schullektüreeingestellt und bin bei meinem Lieblingstext Sommergsang von Paul Gerhardt über ein völlig unvertrautes Wort gestolpert: bekleiben … Hä?
Im Gesangbuchtext finde ich in der vorletzten Strophe:
Mach in mir deinem Geiste Raum,
daß ich dir werd ein guter Baum,
und laß mich Wurzel treiben. (eg 503)
Die Version ist mir wohl vertraut. Der Original-Text lautet aber:
Dieser blühende Baum im Japanischen Garten in Leverkusen hat gute Wurzeln gebildet, scheints – oder ist eben „wohl bekleibt“. Foto: Heike Baller
Mach in mir deinem Geiste Raum,
Daß ich dir werd ein guter Baum,
Und laß mich wohl bekleiben:
(Gedichte des Barock, hrsg. von Ulrich Maché und Volker Meid, Reclam-Verlag, 1980, S. 174)
Und was soll das Wort „bekleiben“ nun heißen? Das Grimmsche Wörterbuch hilft weiter:
Aha – das Wort ist durchaus sinnverwandt mit der Übertragung „Wurzel treiben“! Es folgen jede Menge mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Belege für den Gebrauch des Wortes.
Das Angebot des DWDS umfasst verschiedene Wörterbücher zu deutschen Sprache. Zwei der Wörterbücher stehen für eigene Recherchen online zur Verfügung:
Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache
Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (Erstbearbeitung)
Andere Wörterbücher fließen in die Arbeit des DWDS ein:
Das Große Wörterbuch der Deutschen Sprache aus dem Dudenverlag
Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen
Aus diesen Quellenspeist sich das DWDS-Wortauskunftssytem.
Welchen Nutzen haben Wörterbücher für die Recherche?
Ich erzähle Ihnen die Geschichte nicht nur, weil ich das Wort bekleiben so nett finde oder die Wörterbücher so exotisch, sondern, weil Wörterbücher für Recherche ein wichtiges Hilfsmittel sind. Sie können helfen, die richtigen Suchbegriffe zu finden.
Wenn Sie Ihr Thema in Worte gefasst haben, haben Sie eine erste Grundlage für Ihre Recherche. Um gründlich zu sein, sollten Sie aber auch Synonyme oder Ober- und Unterbegriffe berücksichtigen (s. Tabelle zu Suchbegriffen). Die sind nicht immer leicht zu finden: Da hab ich die „Hauptbegriffe“ im Kopf und die anderen fallen mir nicht einfach so ein. Dann sind Wörterbücher sinnvoll und da gibt es online eine Menge:
Wenn Sie sich anschauen, was bei mir im Regal so rumsteht – Wörterbücher gehören selbstverständlich auch dazu. Foto: Heike Baller
„Vor der Recherche das Hirn einschalten“ ist ja mein Standardsatz in meinen Seminaren – es erspart viel unnötige Nacharbeit. Dazu gehört auch die Überlegung, welche Suchbegriffe mein Thema nun genau abbilden. Wörterbücher können da unschätzbare Hilfen leisten!
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