Die Frage „Was gehört zu einer Literaturrecherche?“ begegnet mir manchmal in Foren oder Social Media. Deshalb will ich hier eine Einordnung geben.
Wie jede andere größere Recherche umfasst eine Literaturrecherche mehrere Phasen:
- Vorbereitung:
- Themenwahl und -formulierung
- Aufbau der Recherchestrategie mit Suchbegriffsfindung und Auswahl der zu durchsuchenden Quellen
- Durchführung:
- Systematisches Abarbeiten der Suchbegriffe in den verschiedenen Quellen
- Dokumentation der Rechercheschritte
- Evaluation:
- Welche Treffer sind relevant?
- Ergebnisse sicher speichern
Vorbereitung
Je nachdem welche Art von Arbeit Sie vor sich haben, sind Sie freier oder weniger frei bei der Wahl und Formulierung Ihres Themas. Seminar- und Hausarbeiten bieten meist weniger Wahlmöglichkeiten als Masterarbeiten oder Dissertationen. Von richtigen eigenen Werken wie Büchern oder auch Zeitschriftenartikeln ganz zu schweigen.
Es bleibt nicht dabei, das Thema möglichst präzise zu benennen – auch ein Untertitel, der vielleicht später nicht mehr auftaucht, hilft dabei, z. B. die Richtung bei diesem Thema vorzugeben. Das kann dann die Forschungsfrage sein.
Wenn Sie Ihr Thema dann formuliert haben, fängt der Teil der Recherchestrategie an, den ich hier ausführlich geschildert habe: die Suche nach den Suchbegriffen. Ein Thema auf unterschiedliche Weise beschreiben zu können, hilft Ihnen dabei, Ihre Recherche breit aufzustellen. Die Tabelle für die Suchbegriffe finden Sie hier.
Auch die Überlegung, wo Ihr Thema denn behandelt wird, gehört in den Bereich der Vorbereitung – Sie vermeiden so überflüssige Rechercheschritte. Die Tipps dazu finden Sie hier.
Durchführung der Recherche
Sie wissen nun, mit welchen Begriffen Sie an welchen Orten suchen wollen – also los! Denken Sie bei der Benutzung der Suchbegriffstabelle daran, dass die Begriffe, die in einer Spalte stehen, also Variationen zum obersten Suchbegriff sind, von der Idee her mit ODER/OR verknüpft werden können.

Die Begriffe in den Zeilen dagegen lassen sich mit UND/AND verbinden. Sie sollten dabei aber nicht einfach z. B. die Synonyme Ihrer Suchbegriffe zusammen abfragen, sondern die UND/AND-Verknüpfung zwischen den Zeilen tanzen lassen – verbinden Sie ein Synonym des ersten Begriffs mit einem Oberbegriff des zweiten und einem verwandten Begriff des dritten Suchbegriffs. Kombinieren Sie munter drauf los.
Kurz zum Boole‘schen Operator UND/AND: Bei Suchmaschinen und den meisten einfachen Suchen von Katalogen und Datenbanken müssen Sie ihn nicht angeben. Bei beiden ist er die vorgegebene Verknüpfung zwischen den Suchwörtern. Erst bei der erweiterten Suche in Katalogen und Datenbanken müssen Sie darauf achten, ob er anzugeben ist, oder nicht.
Bei einer längeren Recherche empfehle ich Ihnen, Ihre Rechercheschritte festzuhalten. Dazu habe ich eine Tabelle entwickelt, die Sie hier finden. Sie vermeiden durch die Dokumentation, versehentlich doppelte Arbeit zu leisten, weil Sie ja wissen, welche Suchbegriffe Sie bereits an welchen Suchorten benutzt haben. Hier finden Sie eine ausführliche Darstellung, wie eine solche Dokumentation aussehen kann.
Evaluation
Auch wenn dieser Punkt nach den beiden anderen steht, ist er bereits in der Recherchephase selber wesentlich. Anhand von Abstracts wählen Sie die Treffer aus, die Sie übernehmen wollen; das ist bereits Evaluation!
Wenn Sie einen Rechercheabschnitt oder die ganze Recherche hinter sich haben, empfehle ich Ihnen, alle Treffer noch mal durchzugehen:
- Entsprechen sie den Vorgaben (wissenschaftlicher Anspruch, richtiger Publikationszeitraum)?
- Sind alle Angaben vollständig?
Ausführlichere Tipps rund um die Evaluation der Rechercheergebnisse finden Sie hier – der erste Teil behandelt die Einzelheiten für die Literaturrecherche, im zweiten Teil geht es um die Internetrecherche.
Ihre Ergebnisse speichern – ganz wichtig beim Thema „Was gehört zu einer Literaturrecherche?“!
Was machen Sie denn nun mit Ihren Ergebnissen? Wo sammeln Sie sie?
Ich bin ja eine Verfechterin von Literaturverwaltungssoftware – die nimmt einem so viel Arbeit ab! Wenn Sie zu einer Hochschule gehören, gibt es dort vielleicht Campuslizenzen für solche Software wie Citavi oder EndNote. Als kostenlose Alternative gibt es Zotero, ein quelloffenes Programm, das Ihre Literatur genau wie die lizenzpflichtigen Optionen sammelt und Ihnen beim Erschließen der Titel hilft.
Nur kurz, was solche Software macht: Sie übernimmt die gefundenen Titel – manuell eingegeben, mit Hilfe von Identifiern eingespeist oder automatisch – meist korrekt in Ihre Datenbank in der Software. Die einzelnen Informationen – bibliographische Angaben, Abstract, Schlagwörter – kommen in die richtigen Kategorien. So können Sie am Ende ohne großen Stress Ihr Literaturverzeichnis erstellen. Und haben alle Titel, mit Ihren Kommentaren, mit markierten Stellen bei Volltexten/PDF und im gewählten korrekten Zitierstil an einem Platz.
Sie können natürlich auch ein eigenes Tabellenblatt oder ein Textdokument anlegen – ich rate davon ab. Viel zu fehleranfällig. Ja, sich mit einem solchen Programm vertraut zu machen, kostet etwas Zeit, Es gibt aber im WWW Tutorials zu den einzelnen Angeboten. Oder Ihre Hochschule bietet Schulungen rund um die Literaturverwaltungssoftware an, die dort lizenziert ist. Der Aufwand lohnt sich, glauben Sie mir!
Fazit
Wenn Sie sich also fragen „Was gehört zu einer Literaturrecherche?“, haben Sie jetzt einen Ablauf an der Hand, der Ihnen helfen kann, den Überblick zu behalten.
Und wahrscheinlich ist Ihnen klar geworden, dass eine weitere Antwort auf die Frage lauten muss: Zeit! Planen Sie also mit Zeitpuffern. Es kann immer was schief gehen. Und man vertut sich gern bei der Kalkulation des Aufwands. Ist mir auch schon passiert. Schon allein die Sekunden, bis ein Katalog die Ergebnisse anzeigt – die summieren sich 😉
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