Die Zahl derer, die vollständig geimpft sind, steigt. Nicht so rasch, wie wünschenswert, weil viele Zweitimpfungen nicht wahrgenommen werden – aber sie steigt. Und damit das Gefühl der Freiheit – am liebsten „Maske runter“ in allen Lebenslagen. Das kann ich gut verstehen. Einerseits.
Doch so einfach ist es nicht.
Geimpft und trotzdem infiziert?
Die Impfung verhindert bei bis zu 90 % der Geimpften eine Infektion mit SARS-CoV2 – es bleiben etwas mehr als 10 % Menschen, die sich anstecken können. Und wer das ist oder sein wird …? Wer kann oder soll das wissen?
Hinzu kommt, dass der volle Impfschutz erst einige Zeit nach der zweiten Impfung gegeben ist – wer noch nicht zwei Mal geimpft wurde oder dessen zweite Impfung erst ein paar Tage zurück liegt, hat eine größere Wahrscheinlichkeit, sich doch noch zu infizieren; Erleichterung nach der ersten Impfung ist also eindeutig verfrüht! Ja, die Viruslast ist bei diesen Menschen geringer und auch die Dauer, in denen diese nachzuweisen ist – aber solche Menschen sind Virusschleudern. Unbewusst. Denn:
Wer sich trotz Impfung infiziert, merkt oft selber nichts davon – diese Infektionen verlaufen meist ohne Symptome. Und wer nichts von der eigenen Infektion weiß, verhält sich als Geimpfte_r natürlich lockerer als jemand ohne Impfung. Das ist keine böse Absicht – kann aber Schaden anrichten.
Und deshalb ist es sinnvoll, auch wenn man vollständig geimpft ist, die Maske weiterhin im Alltag zu tragen – in den Öffis wie in geschlossenen Räumen mit vielen zufällig zusammengewürfelten Menschen wie Geschäften, Restaurants, Konzertsälen, Museen, Kirchen und und und
Unbequem?
Ja.

Folgen von Infektionen – nicht nur bei vollständig Geimpften
Aber ohne dieses bisschen Disziplin bestehen Gefahren, die sich bereits jetzt abzeichnen:
- Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten steigt
- Die Gefahr, dass sich das Virus schneller verändert und den Impfschutz unterläuft, steigt
- Mutationen, die den Impfschutz unterlaufen, können wieder zu höheren Zahlen bei schwer Erkrankten führen
Auch leichte oder asymptomatische Verläufe können zu Spätfolgen führen – Stichwort: Long COVID:
- Leichte Erschöpfbarkeit
- Verlust von Geruch/Geschmack
- Unkontrollierbares Zittern
- Einschränkungen bei Gedächtnis und geistigen Leistungen
um nur die bekanntesten zu nennen.
Wo gibt es verlässliche Informationen rund um SARS-Cov2, Impfungen und Long-Covid?
- Die erste Anlaufstelle zu SARS-CoV2 und COVID-Erkrankungen ist in Deutschland das Robert-Koch-Institut – rki.de.
- Hier gibt es Antworten auf viele der häufigsten Fragen rund um Corona und die Impfungen.
- Zum Schutz der Impfungen vor COVID-Infektionen gibt es dort eine gut lesbare, verständliche Studie – das epidemiologische Bulletin vom 12.5.2021.
- Das Paul-Ehrlich-Institut ist das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel in Deutschland. Hier gibt es ein umfassendes Dossier rund um das Coronavirus und COVID-19. Eine Unterseite befasst sich mit der Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen.
- Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet unter infektionsschutz.de Informationen an – in Form von Fragen und Antworten.
- Unter zusammengegencorona.de bietet das Bundesgesundheitsministerium Infos rund um Corona an – auch in leichter Sprache.
- Für Menschen, die sich fachspezifisch mit Post- oder Long-COVID befassen wollen, bieten die Leitlinien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) Informationen an, die allerdings Fachwissen erfordern.
- Rund um SARS-CoV2 gibt es dort auch eine Sammlung an Leitlinien für verschiedene Ausgangssituationen (Mitarbeitende im Gesundheitswesen, Patient_innen mit bestimmten Vorerkrankungen, zu Reha und oder in der Zahnmedizin.) Auch hier ist für das Verständnis Fachwissen sinnvoll. Die Zielgruppe ist halt medizinisches Personal.
- Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bietet eine Vielzahl an Studien, Daten und Informationsmaterial rund um SARS-CoV2 und Corona – auf dieser Seite sortiert nach einzelnen Themenfeldern. Es gibt – in englischer Sprache – eine ganze Serie zu den Impfstoffen und Impfung im Zusammenhang mit Corona.
Alle diese Stellen – und es gibt noch mehr – sind fachlich anerkannte Institutionen, die sich mit Medizin allgemein, mit Infektionen und Impfungen befassen, Fachpersonal beschäftigen, Forschung betreiben. Hier steckt jahrelange Arbeit in den Informationen. Deshalb sind sie verlässlich. Verlässlicher jedenfalls als Interpretationen der Informationen von Menschen, die maximal am Rande mit Medizin oder Infektionserkrankungen und Impfungen zu tun haben. Bei komplexen Problemen ist das Fachwissen unersetzlich.

Öffentliche Darstellung und Wahrnehmung
Das „Hin und Her“, das im Lauf der inzwischen anderthalb Jahre dieser Pandemie in Teilen der Öffentlichkeit den Eindruck von „Die wissen auch nix“ hervorgerufen hat, ist ein Zeichen für die lebendige Forschung, in der Hypothesen aufgestellt, getestet und gegebenenfalls verworfen oder verändert werden (müssen), wenn die Daten in den Studien neue Ergebnisse anzeigen.
Was in der internationalen Forschungsgemeinschaft in dieser Zeit geleistet wurde, ist enorm. Im Frühjahr 2020 gab es erste Meldungen über Impfstoffforschungen – dass sie so schnell verfügbar sein könnten, hätte damals niemand zu hoffen gewagt.
Die Verunsicherung, die sich aus verschiedenen Quellen speist(e), hat dazu geführt, dass die Impfkampagne in den Impfzentren und Arztpraxen nicht mehr so viel Fahrt hat, wie zu Beginn, als die Impfstoffe noch Mangelware waren. Doch Impfaktionen auf Supermarktparkplätzen, in Stadtvierteln usw. zeigen, dass vielen daran gelegen ist, vollständig geimpft zu sein. Und das ist der beste Schutz, den wir einander als Gesellschaft geben können.
Wenn Sie oder Menschen in Ihrem Umfeld noch nicht vollständig geimpft sein sollten, schauen Sie nach, welche Impfoptionen in Ihrer Nachbarschaft, in Ihrer Kommune oder bei medizinischen Einrichtungen angeboten werden.
Nein, ich bin keine Medizinerin. Aber ich informiere mich gern gründlich – sonst hätte ich ja auch meinen Beruf als Rechercheurin verfehlt – und möchte Ihnen mit dieser Sammlung eine Möglichkeit bieten, sich ebenfalls fundiert zu informieren. Wenn Sie weitere gute und zuverlässige Quellen kenne, freu ich mich über Ihren Kommentar dazu.
Norbert Kraas
Danke! Guter Beitrag.
Heike Baller
Freut mich!
Retro Kurt
„Und deshalb ist es sinnvoll, auch wenn man vollständig geimpft ist, die Maske weiterhin im Alltag zu tragen – Unbequem?“
Nein, nicht unbedingt. Es gibt inzwischen auch gute antivirale Masken, die bequem sind und dieselbe Schutzwirkung bieten wie diese FFP-Masken. Sind mit 30€ zwar recht teuer, aber auch waschbar und somit wiederverwendbar.
Gruß
#Kurt 🙂