Kennen Sie auch Fachbücher, die Sie begeistern? Mit der umfassenden Darstellung rund um Suchmaschinen von Dirk Lewandowski ist es mir so gegangen. Zum einen, weil es schon recht früh einfach Bestätigung für mich und meine Seminare gab: Dirk Lewandowski nutzt für manches exakt dieselben Beispiele wie ich. 🙂 Und zum anderen habe ich eine Menge gelernt. Schreiben kann er dann auch noch …
Dirk Lewandowski geht die Sache umfassend an – neben den technischen Gegebenheiten befasst er sich auch mit der Finanzierung der Suchmaschinen und deren Konsequenzen, die Erhebung von Nutzungsdaten für die verschiedenen Bereiche sind ebenso Thema wie die Einzelheiten zu Ranking und Darstellung. Eins ist klar: Das Thema ist in der Öffentlichkeit seiner Meinung nach zu wenig präsent – Informationen und Schulungen zu Recherche hält er für unerlässlich. Das freut mich. 😉
Meine Highlights im Buch von Dirk Lewandowski
Da es so viele Themen sind, picke ich nur ein paar Einzelheiten raus, um das Buch vorzustellen:
Ein wichtiges Kriterium für das Ranking eines Dokuments in der Trefferliste ist die Popularität. Dirk Lewandowski nennt hier Wikipedia – die Online-Enzyklopädie genießt hohes Ansehen, grundsätzlich und auch bei Suchmaschinen. Deshalb kommen die Artikel daraus meist weit oben. Dadurch werden sie häufiger angeklickt – sie sind populär. Das verstärkt die Tendenz, dass sie hoch gerankt werden. Bei Wikipedia kommt als mögliche positive Wirkung noch hinzu, dass viele Besuche eines Artikels dazu führen können, mögliche Fehler schnell zu beseitigen, die Seite also besser wird. Ein selbstverstärkender Effekt.
Für die Popularität werden zum einen die Links auf eine Seite hin ausgewertet, zum anderen das Nutzerverhalten – wie oft sie angeklickt werden. Die Grundlage dafür ist die Annahme, dass Popularität Qualität abbildet. (s. S. 102f) Das Wort „Annahme“ macht bereits ein Problem deutlich: Suchmaschinen werden von Menschen mit Annahmen und Vorstellungen entwickelt – neutral können sie nicht sein. Das ist ein Thema, das im Buch immer wieder aufscheint.
In Verbindung damit steht die Erkenntnis, dass Menschen, die Suchmaschinen nutzen, sich über die Mechanismen und Funktionsweise der Suchmaschinen nicht bewusst sind; meist gehen sie von „Neutralität“ aus. Zum zweiten wissen nur sehr wenige User, welche Optionen die Suchmaschinen selber bieten und welche Alternativen es gibt. Der für mich zentrale Satz in dem Zusammenhang steht auf S. 215:
Die wesentliche Möglichkeit, um sich von der Standardzusammenstellung der Suchmaschinen unabhängig zu machen, ist schlicht, mehr Energie und Sorgfalt in die Formulierung der Suchanfragen zu stecken.
So seh ich das auch.

Ich habe das Buch mit Stift und Marker und großer Begeisterung gelesen und eine Menge dazu gelernt.

„Suchmaschinen verstehen“ ist 2018 in zweiter Auflage erschienen – überarbeitet, also aktualisiert. Dirk Lewandowski ist Professor für Information Research und Information Retrieval an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und hat u. a. Bibliothekswesen studiert.
Dirk Lewandowski: Suchmaschinen verstehen, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg, 2018, ISBN: 9783662564103
(als E-Book: 9783662564110
)
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