Anfang des Jahres hab ich mal die ganz alten Ordner zu meinen Recherche-Aufträgen in die Hand genommen – und bin beim Blick auf manchen Schatz von Anno dunnemals regelrecht sentimental geworden. Eins kann ich versichern: Damals war ich in Sachen Recherche deutlich mehr unterwegs. Fast ständig, könnte ich auch sagen. Schließlich musste ich für vieles die Bibliotheken „in echt“ nutzen. Das war also wesentlich kommunikativer als Home-Office …
Hamburgs Straßen im 14. Jahrhundert
In meiner kleinen Reihe zu „Wer braucht welche Recherche“ hatte ich diesen Fall schon mal geschildert – ich wusste nur nicht, dass ich dazu noch Unterlagen hatte …
Es ging also um Straßenverläufe und -namen aus dem Hamburg des 14. Jahrhunderts. Die Lage an gedruckten Quellen war mies – bis ich dann per Literaturrecherche die Lösung mit diesem Heimatkundebuch fand. Auf dem Foto sind auch kopierte Karten zu erkennen – indem ich die aus verschiedenen Zeiten verglich, wollte ich die Aufgabe ursprünglich lösen. Das war nach dem Fund des passenden Titels nicht mehr nötig 🙂

Rechercheurin auf Kopiertour
Eine Kundin meiner Anfangszeit saß, wie man so sagt, aufm platten Land. Neben dem Brotjob nun für ihre Recherchen ständig in die nächste Universitätsstadt zu fahren, war zu aufwendg. Also kam ich ins Spiel: Sie schickte mir handschriftliche Listen der bereits recherchierten Literaur zu:


An den Katalogen der Kölner Bibliotheken habe ich dann die Bücher gesucht, ggf. Kopien der relevanten Abschnitte angefertigt und ihr zugeschickt. Ich weiß, dass ich recht viel unterwegs war, in sehr unterschiedlichen Bibliotheken; neben der USB Köln war auch der Frauenmediaturm und die Bibliothek für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften (heißt heute anders) wichtig.
Doch ich sollte nicht nur bereits recherchierte Literatur besorgen, sondern auch Recherche betreiben. Das tat ich damals – natürlich – vor allem in den Bibliotheken selber. Zettelkataloge 🙂 Doch es gab auch schon den einen oder anderen OPAC. Nicht unbedingt für Kölner Bibliotheken – aber zur Recherche war das ja egal. Die Listen konnte ich auf Lochpapier ausdrucken und dann hier in Köln nach Signaturen usw. gucken. Der weitere Verlauf wie gehabt.
RISM – Recherche-Aufträge für Suchen in dicken Bänden
Von der Geschichte mit dem Musiker und seinem Recherchebedarf habe ich 2014 nur die Hälfte erzählt. Die andere kommt jetzt:
Bevor ein Booklet für eine Aufnahme nötig war, musste das Ensemble ja erst mal Musik zum Einspielen haben. Und damit das nicht immer das wurde, was die anderen schon gemacht haben, galt es, neue Werke zu finden. Besser: unbekannte Werke. Das Ensemble war auf frühe Klassik spezialisiert und hatte eine ungewöhnliche Zusammensetzung. Nicht einfach Quartett oder Klavierquintett, sondern acht bis neun Leute, teils mit Blas-, teils mit Streichinstrumenten. So bestand mein erster Auftrag darin, Musik für sie zu finden. Dafür habe ich RISM, das „Répertoire Internationale des Sources Musicales“, durchstöbert. Damals habe ich die dicken Bände gestemmt und nach Durchsicht des Registers die Einträge auf Tauglichkeit für „mein“ Ensemble gecheckt. Um nun herauszufinden, wo welche Noten stehen, musste ich die Bibliothekssiglen auflösen:

„Mehrschichtige“ Recherch-Aufträge waren das also: Wenn ich wusste, welche Bibliotheken in Frage kamen, habe ich dazu die Adressen, Ansprechpartner und Telefonnummen rausgesucht. Die standen dann bei der Liste, die ich abgab, obenan, im Sinne von: „In dieser Bibliothek sind diese Noten zu finden und hier können Sie fragen“ – denn das musste – oder durfte 😉 – ich nicht machen:

Um Platz zu schaffen, habe ich die Schätzchen nun alle entsorgt. Aber hier sind meine Erinnerungen ja auch gut aufgehoben.
Und ehrlich? Sicher habe ich schöne Erinnerungen an diese Zeit und Form der Recherche – aber in vielem ist es heute doch deutlich komfortabler. Das hat sein Gutes. 🙂
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