Wer Profi-Wissen, schon länger kennt, erinnert sich vielleicht noch daran, dass früher auch „Lektorat“ und „Korrektorat“ in mein Portfolio gehörten. Inzwischen hat es einiges an Portfolio-Änderungen bei mir gegeben.

Und hier kommt eine Geschichte, wie eine grundlegende Änderung in meinem Angebotsspektrum zustande kam:
Once upon a time – da nahm ich einen Auftrag an, wie er nicht in meinem Portfolio stand, einfach aus Angst, nicht genug Aufträge zu bekommen. Es ging um Bewerbungsschreiben und Curriculum Vitae für einen Job „in der Wirtschaft“. Da ich mich selber ja schon mal beworben hatte und zu recherchieren weiß – das musste ja wohl klappen.
Denkste.
Während der Recherche wurde deutlich, dass sich die Standards seit „meiner“ Zeit geändert hatten, dass in der Branche andere Anforderungen üblich waren und und und … Die ganze Hintergrundrecherche zu diesen Themen hätte den Job eindeutig zu teuer gemacht; Kosten und Gegenwert für den Kunden hätten einander nicht entsprochen. Oder andersrum: Mein Aufwand und das niedigere Honorar hätten mir nicht entsprochen. Es passte auf keine Weise.
Was tun?
Ich hab den Job zurückgegeben. Das war nicht leicht und fühlte sich verdammt nach Scheitern an. In einem Seminar zu meiner Unternehmerinnenpersönlichkeit am letzten Wochenende (es war unser Netzwerkwochenende vom Texttreff und ich habe diesen Workshop mit Ulrike Zecher gemacht; aktualisiert am 13.6.2017) sollte ich einen Brief an diese jüngere Rechercheurin Heike Baller schreiben. Der erkärt, wie ich dahin kam, wo ich heute mit meinem Angebot stehe. Hier ist er:

Liebe Heike,
was für eine gute Einsicht mit guter Konsequenz! In Deiner Situation, nach der Familienphase gerade erst wieder in die Freiberuflichkeit gestartet, war es einleuchtend zu meinen, jeden Job annehmen zu müssen. Das kenne ich sogar heute noch. Deine Entscheidung damals, den Job zurückzugeben, ist die Basis, dafür, dass ich mich heute genauer abzugrenzen verstehe – ich habe z. B. „Lektorat“ und „Korrektorat“ aus meinem Portfolio gestrichen. Ersatzlos.
Letztlich führte Deine Entscheidung, einen Auftrag zurückzugeben, dazu, dass ich heute vor Menschen stehe und Seminare gebe – eine Aufgabe, die mich sehr erfüllt.
Du bist eine verantwortungsbewusste Unternehmerin, die möglichst gute Qualität abliefern will. Den Anspruch hab ich heute auch. Unsere „Falle“ dabei ist wohl der Perfektionismus: Es muss 100 % gut sein, denn sonst darf ja kein Geld fließen … Ich habe im Rahmen meiner Seminartätigkeit gelernt, mit den mehr oder weniger kleinen Fehlern, die bei einer solchen Live-Veranstalung unvermeidbar sind, entspannter umzugehen: Entweder ignoriere ich sie, wenn sie eh‘ nur mir auffallen, oder ich gebe sie – manchmal mit einem Augenzwinkern – zu und „liefere“ nach.
Mit Deinem – nach langem Nachdenken und mit Grummeln im Bauch vollführten – Schnitt hast Du eine Grundlage für mein Angebot heute gelegt: Mich in meinem Portfolio da zu beschränken, wo Aufträge für keine Seite zu was Gutem führen und dort etwas zu entwickeln, wo eine Aufgabe und ich zueinander passen.
Vielen Dank dafür und herzliche Grüße
Deine Heike
Ja, es ist so, dass inzwischen meine Seminare (dazu gehören auch die Vorträge und die kurzen Workshops) das Herzstück meines Portfolios sind. Nicht, dass ich keine Recherchen mehr übernnähme (dafür hab ich daran viel zu viel Spaß), aber Menschen mein Wissen zu vermitteln, macht mir eben besonders große Freude. Und das Feedback ist so, dass ich mich in meinem Tun sehr bestärkt fühle. Eine der wirklich guten Entwicklungen in meinen Portfolio-Änderungen!
Wer weiß, vielleicht ändert sich das auch noch mal und in fünf oder zehn Jahren stehe ich wieder woanders. Ich bin sehr gespannt. Sie auch? Stay tuned 😉
Aktualisierung im Mai 2020 – Wo stehe ich heute?
Drei Jahre sind seit diesem Brief vergangen – und gerade in dieser Zeit, im Frühjahr 2020, verändert sich viel. Die Einschränkungen durch die Gefahren des Corona-Virus verlangen allen viel ab. Dazu gehört auch, dass Seminare wegfallen. Mein zu Jahresbeginn gut gefüllter Seminarkalender ist arg ausgedünnt. Und: Was stattfindet, muss nun online passieren.
Also hab ich mich ins Video-Machen vertieft:
- abgefilmte und kommentierte Power-Points für das Uni-Seminar in Kombination mit Online-Meetings für Rückfragen
- Einzelbausteine mit Filmen in Kombination mit Aufgaben“blättern“ für verschiedene Einsatzmöglichkeite wie betriebliche Fortbildungen
- mehr 1:1-Coachings
- Webinare
- erste Versuche mit Erklärvideos auf meinem neuen Youtube-Kanal
Das alles sind neue Herausforderungen – und ich hab eine Menge gelernt. Das sind keine echten Portfolio-Änderungen inhaltlich – aber technisch durchaus spannend und herausfordernd.
Mal schauen, wo ich in den nächsten Jahre stehen werde.
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