Literatur!

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Stöbern, blättern, entdecken – das bietet das unorthodoxe Nachschlagewerk von Katharina Mahrenholtz und Dawn Parisi. Beginnend mit Dantes Göttlicher Komödie (warum heißt sie so und was war da mit Dante und Beatrice?) werden in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten Werke der Weltliteratur vorgestellt: kurz und respektlos, aber durchaus unterhaltend und informativ. Die Zeit vor 1800 ist allerdings bei Seite 22 schon zu Ende – da ist Goethes Faust I dran, aus dem Jahr 1808. Gut, dass es neben den ausführlichen Besprechungen (eine Seite pro Werk und ggf. noch eine für den Autor/die Autorin (davon kommen allerdings wirklich nur wenige vor!)) die Rubrik „Kurz, wichtig“ gibt; da kommt dann nur eine Spalte auf ein Werk – aber es kommt vor!

Gestaltung und Inhalt korrespondieren

Viele Werke werden auch mit comicartigen Bildchen vorgestellt – das erhöht den Unterhaltungswert des Buches. Im  selben Stil gibt es bei den Seiten zu den einzelnen SchriftstellerInnen ein Porträt – das Schönste daran ist dann der Kurztitel: „K. Mann – der Unterschätzte“, oder „Joyce – der Selbstbewusste“ oder „Austen – die Geheimnisvolle“. So wird schon im Bild Information transportiert. Das jeweilige Porträt entfaltet das dann.

Immer zwischendurch gibt es Infoseiten zu den unterschiedlichsten Fragen rund um Literaur: „Novelle & Co“ zeigt die Unterschiede der literarischen Gattungen, „Wie alt?“ behandelt erreichtes Lebensalter und Todesursachen der AutorInnen, es gibt Lesetipps für Hardcoreleser (Ulysses ist hier aufgeführt und Die Suche nach der verlorenen Zeit) oder Lyrikliebhaber.  Auch Pseudonyme werden gelüftet und berühmte Romananfänge aufgelistet. Besonders bei diesen Seiten ist der angestrebte „Nutzwert“ des Buches stark zu spüren – genau wie bei den Small-Talk-Tipps bei den Vorstellungen soll der Leser/die Leserin hier handfeste Infos an die Hand bekommen. In die gleiche Kategorie fällt der Zeitstrahl, der unten au jeder Seite das besprochene Werk in seinen zeitlichen Kontext stellt – manche Klassiker haben zeitlich doch ganz andere „Nachbarn“, als ich es mir so vorgestellt habe.

„Klassiker“ und „Klassiker“

Neben den „Klassikern“, die man gelesen haben oder über die man (mit Hilfe dieses Buches) informiert sein müsste, kommen auch ganz andere Klassiker zur Sprache, nämlich: „Winnetou“ und „Trotzkopf“, „Harry Potter“ und „Fünf Freunde“, „Shining“, „Der Alchimist“ und „Der Name der Rose“. Klassiker des „Publikumsgeschmacks“ und im Bewusstsein vieler deutlich relevanter als z. B. „Der Mann ohne Eigenschaften“. Daran ist auch die Stoßrichtung des gesamten Buches erkennbar: Lesen macht Spaß, entspannt, und erweitert den Horizont.  Schwere Kost wird als solche gekennzeichnet – und die Autorinnen weisen dann auch darauf hin, warum es sich lohnen kann, sich der Anstrengung des Lesens zu unterziehen.

Doch, ja, das Buch gefällt mir. Nur bin ich ein Mensch, der ein Buch gern von vorn nach hinten durchliest – und das kann ich hier nicht. Hier muss ich das Blättern, Stöbern und Entdecken für mich entdecken. Ein Porträt nach dem anderen in dem locker-flockigen Stil – nein, das ist nix (für mich – ich finde dann den Stil etwas nervig). Hier mal anlesen, dort eine Info aufpicken und in Sachen Jane Austen gar nicht mit den Autorinnen übereinstimmen – das geht sehr gut. Vielleicht zeigt sich da ja auch bei mir die Tendenz unserer Internet-Zeit, immer nur kurze Häppchen konsunieren zu können? Eigentlich nicht, bei meiner Vorliebe für dicke Schwarten  – die Frage ist mehr als Überleitung zu einem anderen Phänomen des Buches gedacht ;-): Wichtige Begriffe sind in einer anderen Farbe gedruckt  – grünlich – und erinnern so an Links in Internettexten … Leider erschwert die Farbe dann das Lesen etwas, da sie icht so stark mit dem Weiß der Seite kontrastiert.

Insgesamt kann ich das Buch empfehlen – für Literatureinsteiger genauso wie für erfahrene LeserInnen; es gibt immer noch was Überraschendes (und ich verrate da nicht noch mehr), ja – zu entdecken. Von der Aufmachung her eignet es sich hervorragend als Geschenk (wie ich da nur drauf gekommen bin, wo doch unten auf der Titelseite als Reihentitel „cadeau“ steht? Aber es stimmt 😉 ).

Katharina Mahrenholtz; Dawn Parisi: Literatur! Eine Reise durch die Welt der Bücher, Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN: 9783455381160

Rezensionen ab Mai 2013 erscheinen in meinem Literaturblog Kölner-Leselust.de.

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