Nein, das ist keine Neuerscheinung von Daniel Glattauer. Das schmale Bändchen hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Als ich es geliehen bekam, habe ich es in gefühlt einer halben Stunde verschlungen. Es ist ein Briefroman – aber was für ein moderner: Es ist ein E-Mail-Roman. Ich bin bekennende E-Mail-Abhängige und konnte das so gut nachempfinden. Ohne auf diesem Weg eine solch bewegende Liebesgeschichte erlebt zu haben, haben einige meiner E-Mail-Partner von mir auch schon wiederholt Mails bekommen mit „Wann meldest Du Dich eigentlich mal?“ – für mich gefühlt nach einer Ewigket, real aber nur ein paar Stunden, maximal Tage, nach Absenden der Ursprungsmail.
Emmi und Leo haben meine volle Sympathie. Und ja, ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen sich auf diese Weise sehr nahe kommen können. Die Versuchung, sich im Real Life zu begegnen, wird diskutiert und abgewogen und schließlich wird sie in schon fast abstruser Weise umgesetzt, mit einem Ergebnis, das die weitere Entwicklung, ich sage hoffentlich nicht zu viel, vorwegnimmt.
In meinen Augen hat Daniel Glattauer die Idee „Briefroman im elektronischen Zeitalter“ meisterlich umgesetzt – ich nehme ihm diese Korrespondenz wirklich ab. Und der Schluss ist einfach nur grandios. Fast schon schade, dass es eine Fortsetzung gibt …
Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind, Deuticke Verlag 2006, ISBN: 978-3-552-06041-8
Rezensionen ab Mai 2013 erscheinen in meinem Literaturblog Kölner-Leselust.de.
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