Flamingos im Schnee von Wendy Wunder

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Im Original lautet der Titel „The Probability of Miracles“ -passt im Deutschen so schön zum Namen Wendy Wunder der Autorin, oder? –  aber die Flamingos im Schnee kommen tatsächlich vor!

Was erzählt Wendy Wunder?

Campbell, genannt Cam, ist 17 – aber nicht einfach „sweet seventeen“, sondern krebskrank. Sie ist sicher, ihren 18. Geburtstag nicht zu erleben.  Dabei will sie nichts anderes, als ein ganz normales Teenagerleben führen, mit Partys, Freunden, Sex und einer Zukunft.

Ihre Mutter Alicia will mit ihr nach Promise – einem Wunderort in Maine. Dort soll ihre Tochter gesund werden. So packt sie Cam, ihre Schwester Perry und den Kanarienvogel Tweety ins Auto und fährt mit ihnen nach Norden – weg von Florida, weg von Disneyland, wo sie als Tänzerin arbeitet. Sie machen Station bei Cams einziger Freundin – Lily ist ebenfalls krebskrank; die Krankheit der beiden Freundinnen schweißt die Familien zusammen. Die nächste Station heißt Hoboken – hier  sind sie bei Alicias Mutter, Nana genannt. Als Großmutter und Cam versuchen, an die Wunderblätter eines Ahorns zu kommen, entflieht Tweety seinem Käfig, lässt sich nicht fangen und fliegt einfach weg.

Endlich in Promise angekommen, suchen die drei mit dem leeren Vogelkäfig ein Hotel. Statt dessen bietet ihnen ein hübscher junger Mann als Quartier das alte Haus seiner Großeltern an, das leer steht. Und wer sitzt auf der Fußmatte und piepst sie an? – Mit dem Auftauchen von Tweety beginnt die Zeit der Wunder für Alicia und Perry – Cam verweigert sich der Hoffnung.

Und nein, Wunder gibt es nicht immer wieder – oder nur kleine

Cam lässt sich nur widerstrebend auf das Abenteuer Promise ein – für alles sucht sie eine Erklärung: für Tweetys Auftauchen genauso wie für den Flamingoschwarm oder die plötzliche Genesung eines Hundewelpen, in den sie sich verliebt hat. Doch nach und nach lässt sie sich auf die Menschen in Promise ein, besonders auf einen.

Es gibt eine Menge einfach nur genial komischer Stellen – Cams Blick auf die Welt ist desillusioniert aber nicht humorbefreit. Neben den komischen Passagen stehen solche, in denen es um Existentielles geht – ums frühe Sterben, um Schmerzen, um den Verlust geliebter Menschen , um Sex, um Liebe, um Verantwortung.

Die Stimmung wechselt immer wieder. Als Leserin bekomme ich das Auf und Ab von Campbells Innenleben unmittelbar mit – Bitterkeit und Spaß, Verzweiflung, Schmerzen und Freude. Und manche Erkenntnis über das, was das Leben besser macht. Ja, das Buch ist lesenswert.

Wendy Wunder: Flamingos im Schnee, Goldmann Verlag, München, 2012, übersetzt von Karin Diemerling, ISBN: 9783442313235

PS: Ich hatte immer die Melodie von „I never promised you a rose garden“ im Ohr …

Rezensionen ab Mai 2013 erscheinen in meinem Literaturblog Kölner-Leselust.de.

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