Denken Sie auch, dass die Evaluation der Rechercheergebnisse ganz am Ende einer Recherche steht? Damit sind Sie nicht allein. Aber wenn Sie sich die vorherigen Schritte – Suchorte finden, Suchbegriffe finden, Recherche durchführen und dokumentieren – durch den Kopf gehen lassen, werden Sie schnell merken, dass hier bereits solche Überprüfungen dazu gehören.
Kriterien für die Evaluation der Rechercheergebnisse
Immer geht es um Zuverlässigkeit der Fundstücke – vermitteln sie Informationen, mit denen Sie getrost weiterarbeiten können? Das gilt für Literatur- wie Internetrecherche
Literaturrecherche
Einen Teil der Evaluation erbringen Sie schon, wenn Sie Ihre Suchorte auswählen. Datenbanken, OPAC und auch einige der Online-Angebote bieten in erster Linie wissenschaftliche Literatur. Oft geht es darum, ob diese dann den geforderten Standards entsprechen, z. B. bei einer wissenschaftlichen Arbeit an der Hochschule .
Da kann ein bestimmter H-Index gefordert sein. Damit ist ein Ranking von Autor*innen gemeint, das auf dem Prinzip des Zitiert-Werdens beruht – sehr vereinfacht ausgedrückt. Wenn Sie also bereits im Vorfeld bestimmen, welche Autor*innen dieses Kriterium erfüllen und Ihre Suche darauf begrenzen, haben Sie bereits im Vorfeld einen Teil zur Evaluation der Rechercheergebnisse „erledigt“.
Auch Zeitschriften werden gerankt – das kann dann fachspezifisch sein, z. B. für Wirtschaftswissenschaften oder allgemein. Eine Auflistung von Rankingangeboten finden Sie hier.
Das wichtigste Ranking – Journal Citation Reports (JCR) – läuft über „Web of Science“ und ist nur mit Campuslizenz zu nutzen. Dahinter steht inzwischen die Firma Claivate.
Der Scimago Journal & County Rank und CWTS- Journal Indicators sind frei zugänglich und fachübergreifend – hinter beiden steht Scopus von Elsevier.
Welches Ranking für Sie und Ihre Arbeit relevant ist, finden Sie in der Regel in den Vorgaben für Ihre Arbeit. Und auch hier gilt: Wenn Sie Ihre Suche auf Zeitschriften begrenzen, die die geforderten Kriterien einhalten, erfolgt die Evaluation der Treffer schon bei der Suche.

Für eine Bachelor-Arbeit ist die Orientierung an den Vorgaben dann auf jeden Fall sinnvoll. Je „höher“ die Arbeit steigt – Masterthesis, Promotion, selbst verantwortete Publikationen -, desto mehr müssen Sie in die Breite gehen und auch die „anderen“ Treffer anschauen und diese dann bewerten.
Weitere Kriterien
Gerade in der Orientierungsphase zu Beginn einer Arbeit, geht Recherche oft nicht so geordnet – Sie wollen global suchen. Vielleicht nutzen Sie BASE oder den KVK oder den Worldcat (den können Sie natürlich auch über den KVK nutzen 😉 ), weil Ihnen da eine breite Basis an Suchmöglichkeiten zur Verfügung steht. Doch hier müssen Sie dann bei einigen Treffern achtgeben – es gibt „Verlage“, die nicht zitierfähig sind, auch wenn die Titel gerade dort besonders attraktiv klingen. Es handelt sich um Verlage, die Haus- und Seminararbeiten von Studierenden und Schüler*innen publizieren. Diese entsprechen in der Regel nicht den Standards, die Sie für Ihre Arbeit benötigen.
Auch hochschuleigene Publikationsplattformen werden durchsucht – haben Sie einen Titel, der genau zu Ihrem Thema passt, achten Sie bitte darauf, ob es eine Publikation oberhalb einer Bachelor- oder auch Masterarbeit ist. Beachten Sie auch hier die Vorgaben Ihrer Hochschule oder Fachbereichs.
Finden Sie spannende neue Autor*innen, sollten Sie auf den H-Index achten oder an welchen Hochschulen sie tätig sind und mit wem zusammen sie publizieren.
Internetrecherche
Hier wird es mit der Evaluation der Rechercheergebnisse etwas komplizierter, denn das WWW enthält ja nun so ziemlich von allem vieles Und auch viel viel Schrott.
Haben Sie in der Vorbereitung Ihre Quellen schon eingeschränkt – auf bestimmte Institutionen z. B. -, ist auch das bereits ein Schritt für Ihre Evaluation. Hier können Sie mit dem Befehl site: arbeiten.
Ansonsten gelten folgende Kriterien – jeweils angepasst auf die Recherche und Suchorte natürlich:
Urheber: Wer ist verantwortlich für die Information?
- Blog- oder Zeitungs- und Zeitschriftenartikel: Autor*innenname
- Institution/Organisation/Firma: Impressum ➡️ zu beachten: Welche Interessen liegen vor?
Den so aufgefundenen Personen/Institutionen könne Sie nachrecherchieren: Welche Informationen gibt es über sie und ihre Zuverlässigkeit oder Interessenslage?
Aktualität: Gibt es Informationen darüber, von wann die Information stammt?
- Blog- oder Zeitungs- und Zeitschriftenartikel: meist mit Veröffentlichungsdatum
- Andere Sites haben manchmal im Footer eine Information zur allgemeinen Aktualisierung. Oder es steht dort die Jahreszahl, seit wann es die Site gibt und das aktuelle Jahr – dann wird sie weiter gepflegt. Steht als zweite Zahl ein älteres Jahr – dann wird sie nicht mehr aktualisiert.
Wie wichtig Aktualität ist, hängt von Ihrer Recherche ab.
Zwei-Quellen-Prinzip: Das stammt aus dem Journalismus.
Die Vorgabe: Finden Sie dieselbe Information bei zwei voneinander unabhängigen Quellen.
Und das ist nun wirklich schwer, denn im WWW ist es schwierig nachzuvollziehen, wer nun von wem die Information hat – oder ob es tatsächlich unabhängige Quellen sind.
Sie können mit dem Wort „Kritik“ zu einer bestimmten Site oder Person suchen und so von anderen Sites erfahren, wie sie die Zuverlässigkeit Ihrer ersten Quelle einschätzen. Auch das muss dann natürlich geprüft werden – wer mit welchem Interesse usw.
Hatte jemand gesagt, Recherche sei mit links zu erledigen?
Ich nicht.
Doch Werbung? Manche spannende und passend erscheinende Information ist nicht, was sie scheint.
- Blog- oder Zeitungs- und Zeitschriftenartikel müssen bezahlte Beiträge kennzeichnen. Leider halten sich nicht alle daran – oder die Information ist ziemlich versteckt. Sie kennen das vielleicht auch aus gedruckten Zeitschriften: Da erscheint etwas wie redaktioneller Inhalt, aber oben rechts oder links steht ganz klein „Anzeige“ …
- Suchen Sie mit Hilfe der Phrasensuche, ob bestimmte markante Sätze auch woanders erscheinen – vielleicht handelt es sich dann um eine Pressemitteilung.
Fazit
Sie sehen, die Evaluation der Rechercheergebnisse benötigt Zeit – Sie sollten sie von Beginn an mit einplanen. Einen großen Teil dieser Überprüfung können Sie schon während der Recherche im Auge behalten. Eine Studentin hat bei ihrer Literaturrecherche der Dokumentationstabelle eine Spalte „Evaluation“ hinzugefügt. Sehr pfiffig – ich gebe das als Tipp gerne weiter!
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