Digitalisierung in der Schule braucht ein Konzept

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Symbolbild Unterrichtssituation Digitalisierung in der Schule
So wird Unterricht wohl nicht mehr aussehen, wenn Digitialisierung in der Schule Fuß fasst

Da ja nun der Digitalpakt beschlossen ist, wird es bald losgehen mit dem Geld ausgeben – Digitalisierung in der Schule kostet erst einmal, so der Tenor. Wie ich aber letztens schon schrieb, halte ich  einfach nur das Anschaffen von Geräten und das Gießkannenprinzip der Förderung für nicht förderlich.

Ein Konzept für die Schule

Ein Konzept für Schulen allein unter dem Aspekt Digitalierung in der Schule griffe zu kurz. Viele Schulen haben oder entwickeln Konzeptionen, die das gesamte Schulleben umfassen:

  • wie wollen wir miteinander umgehen?
  • was sollen Kinder und Jugendliche lernen?
  • welche Angebote außerhalb des Curriculums sind uns wichtig?

Das wird dann in einzelne Schritte unterteilt, so dass für viele Situationen Handlungsempfehlungen parat stehen – die Mediation bei Streitfällen aufzusuchen, z. B. In der Schule, die mein Nachwuchs besuchte, gab es einen Schulvertrag, in dem solche Sachen standen. Im Einzelgespräch mit jedem Kind diskutierte der damalige Schulleiter diese Regeln – und wollte wissen, was die Kinder denn so interessierte. Das handhabt nun jede Schule anders, logo – aber das Prinzip ist schon klar: Es gibt Vorstellungen davon, was die Menschen in der Schule erreichen wollen – im Lehrkörper, in der Elternschaft, mit den Kindern und Jugendlichen  und das möglichst alle gemeinsam. Und es gibt Regeln, um das zu erreichen. Ich finde solche Regeln in der Schulgemeinschaft sehr wichtig. Noch wichtiger aber die Idee dahinter: ein gutes Miteinander zu leben, Wertschätzung und fairen Umgang zu pflegen. Kann man immer brauchen.

Zu den Dingen, die in jeder Schule, von der ich im Laufe der Jahre gehört und gelesen habe, geregelt werden sollen, gehört der Umgang mit digitalen Geräten. Seien sie groß oder klein, schuleigen oder die privaten Geräte der Einzelnen – der Umgang mit ihnen verlangt nach Regeln. und die fallen bisher sehr unterschiedliche aus – ein Beispiel habe ich im Herbst 2017 beim Digital Education Day kennengelernt. Gerade weil der Umgang mit digitalen Geräten so umstritten ist, ist die Einbindung davon in eine Schulkonzeption immens wichtig – sowohl unter dem Aspekt „Wie gehen wir miteinander um?“ als auch inhaltlich als Bestandteil im Unterricht.

Digitalisieriung in der Schule – wie sieht das aus?

Durch den Digitalpakt geht es jetzt zunehmend nicht mehr nur um Handyverbot oder Youtube-Filme im Unterricht, sondern darum, digitale Angebote gezielt in den Schulalltag und Unterricht zu integrieren. Und da gibt es einiges:

  • das Konzept des flipped classrooms – besonders beliebt in den Naturwissenschaften: Erklärvideos für zu Hause, Übungen und Vertiefung in der Gruppe
  • Whiteboards – Tafelbilder für die Ewigkeit 😉 und interaktive Elemente in einem
  • digitale Tools, mit denen Schülerinnen und Schüler selbst Unterrichtsmaterialien herstellen – Filme, Audios, Blogs
  • grundlegende Kenntnisse im Programmieren – schon an Grundschulen mit open Roberta möglich

Für die einzelnen Fachbereiche gibt es eine Vielzahl von Angeboten – darauf gehe ich jetzt nicht im einzelnen ein. Auch für Verwaltung und interne Kommunikation gibt es digitale Lösungen. Das Thema Digitalisierung in der Schule umfasst alle Bereiche – oder kann es zumindest.

Egal, was man davon umsetzen will: Das geht nicht so von heut auf morgen – das muss geplant werden:

  • Welche Angebote passen zu unsere Schule? Fachspezifisch, jahrgangsspezifisch, in der Kommunikation, in der Verwaltung?
  • Mit welchen Tools wollen wir beginnen? Alles auf einmal anzufangen, führt zu Überlastung und Frust auf allen Ebenen.
  • Wie bauen wir die Digitalisierung in der Schule systematisch auf?
  • Wer trägt wofür welche Verantwortung? Es gilt, sich auf dem Laufenden zu halten, Fortbildungen zu planen – manches digitale Tool kann bei der Verteilung von Aufgaben helfen
  • Welche Kenntnisse müssen sich Lehrerinnen und Lehrer draufschaffen – für die eigene Arbeit und für die Vermittlung der Kenntnisse im Unterricht?
  • Wie bekommen wir die Kenntnisse an die Schule – Weiterbildungen bei Bildungsträgern, Referentinnen und Referenten einladen? Dafür muss Geld eingeplant werden.
  • Wie soll das Verhältnis von analogen zu digitalen Angeboten aussehen – fachspezifisch, jahrgangsspezifisch?
  • In welchem Maße bekommen Schülerinnen und Schüler Mitspracherechte bei der Umsetzung? Und die Eltern?
  • Wie sind die äußeren Bedingungen? Gibt es z. B. technischen Support durch das Schulamt oder eine andere zentrale Stelle?

Diese Liste könnte ich jetzt in kleinteiliger Weise noch lange fortsetzen – sie soll Ihnen zeigen, welche Fragen mit der Digitalisierung in der Schule verbunden sind, nicht nur sein könnten. Es handelt sich um konkrete Probleme, die in der nächsten Zeit an den Schulen gelöst werden müssen. Eine herausfordernde Aufgabe! Und das ist der Punkt, der von allen Beiteiligten erfasst werden muss. besonders von den Trägern der Schulen und denen, die das Geld bereit stellen:

  • Nur „anschaffen“ reicht nicht
  • „Alles auf einmal“ ist nicht gut
  • Es ist notwendig, die einzelnen Aspekte miteinander zu verbinden.

In diesem Sinne wünsche ich allen an den Schulen, dass sie sich Zeit nehmen können und fundierte Entscheidungen darüber treffen, wie sie an der jeweiligen Schule miteinander und mit der Digitalisierung leben, lehren und lernen wollen.

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