Lektorat in progress 😉 – ChatGPT getestet

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Wie viele andere zur Zeit spiele ich gern mit der Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT herum. Für die Leselust hab ich diesen elektronischen Knecht auch schon angefragt – für Profi-Wissen habe ich dann ziemlich konkrete Vorgaben gemacht und so ChatGPT getestet:

Mein Test mit der KI für einen Blogartikel

HB: Schreibe bitte einen Blogartikel über die Notwendigkeit eines Lektorats aus Sicht einer Leserin. Anredeform ist per Sie. Es geht um Stringenz, Stil und auch Rechtschreibung als Fehlerquellen. Umfang ca 1800 bis 2000 Zeichen.

Das war die Antwort:

ChatGPT: Als Leserin schätze ich es sehr, wenn ein Text gut strukturiert und frei von Rechtschreib- oder Grammatikfehlern ist. Ein professionelles Lektorat kann dabei helfen, solche Fehler zu vermeiden und die Stringenz eines Textes zu verbessern.

Ein Lektor überprüft nicht nur Rechtschreibung und Grammatik, sondern auch den Stil und die Ausdrucksweise. Er achtet darauf, dass der Text klar und verständlich ist und dass die Argumentation schlüssig ist. So wird sichergestellt, dass der Text für die Leserin leicht zu lesen und verständlich ist.

Gerade bei wissenschaftlichen Texten ist ein Lektorat besonders wichtig, da hier häufig komplexe Themen behandelt werden und die Stringenz besonders wichtig ist. Ein professionelles Lektorat kann dabei helfen, den Text verständlich zu gestalten und sicherzustellen, dass alle argumentativen Fäden zusammenlaufen.

Insgesamt ist ein Lektorat also eine wertvolle Unterstützung für Autoren, um sicherzustellen, dass ihr Text für die Leserin gut verständlich und fehlerfrei ist. Als Leserin schätze ich es sehr, wenn ein Text durch ein Lektorat geprüft wurde, da ich so sicher sein kann, dass der Inhalt gut verständlich und frei von Fehlern ist.

Spannend fand ich den Schwerpunkt aufs Wissenschaftliche.

Aber: Es sind gerade mal 1.100 Zeichen – das Ziel 1.800. bis 2.000 Zeichen hat die KI also nicht erreicht. Aber auch sonst, hatte ich was anzumerken:

HB: Ein bisschen Redundanz ist ja nett – aber meinst du nicht, dass du dich ein bisschen zu oft in Sachen „gut verständlich“ und „fehlerfrei“ wiederholt hast …?

ChatGPT: Ja, Sie haben recht, ich habe mich in Bezug auf „gut verständlich“ und „fehlerfrei“ etwas wiederholt. Das war nicht meine Absicht und ich entschuldige mich dafür. Es ist wichtig, dass ein Text gut verständlich ist und frei von Fehlern, aber es gibt noch weitere Gründe, warum ein Lektorat sinnvoll ist.

Ein Lektor kann beispielsweise dabei helfen, den Text auf konsistente Verwendung von Terminologie und Schreibweisen zu prüfen und sicherzustellen, dass der Text dem vorgesehenen Zielpublikum entspricht. Auch bei der Gliederung und der Einhaltung von formellen Anforderungen, wie beispielsweise bei wissenschaftlichen Arbeiten, kann ein Lektorat wertvolle Unterstützung bieten.

Insgesamt bietet ein Lektorat also nicht nur Unterstützung bei der Verbesserung der Stringenz und bei der Vermeidung von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, sondern auch bei der Verbesserung des Stils und der Einhaltung von formellen Anforderungen. Als Leserin schätze ich es, wenn ein Text durch ein Lektorat geprüft wurde, da ich so sicher sein kann, dass der Inhalt gut strukturiert und auf das Zielpublikum abgestimmt ist.

Das sind jetzt noch mal 800 Zeichen – mit ein bisschen Lektorat (scnr) könnte ich jetzt also einen Beitrag über die Notwendigkeit und Wünschbarkeit eines Lektorats publizieren.

Natürlich habe ich dann erst mal Lob gespendet:

HB: Geht doch 😉

Es war spannend zu sehen, wie lange der Cursor unentschlossen blinkte, bis diese Antwort kam:

ChatGPT: Ich freue mich, dass ich Ihren Anforderungen nun besser entsprochen habe. Ich hoffe, dass der Text für Sie hilfreich und informativ war. Falls Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung.

Obs am Emoji lag?

Und nun die entscheidende Frage: Würde ich so einen Artikel hier publizieren?

Was meinen Sie?

Was kann ChatGPT und was nicht?

Screenshot Startseite ChatGPT mit Hinweisen auf Fähigkeiten udn Grenzen - alles auf Englsich. Limitations ist gelb markiert. Hier steht was von nicht-korreken Informattionen, vorurteilsbeladenen Grundlagen udn der Möglichkeit, auch verletzende Sachen zu schreiben. Außerdem enden die Kenntnisse von Welt und Ereignissen 2021 ...
So sieht – ohne meine gelbe Markierung – die Startseite von ChatGPT aus.

Wenn Sie sich die Angaben unter „Limitations“ anschauen, können Sie meine Frage sicher einfach so beantworten:

Nein.

Ich habe jabe ja auf der Leselsut ChatGPT gestestet, indem ich es ein Haiku schreiben ließ und da wird deutlich: Kreativität ist keine Stärke von (dieser) KI.

Wer nur schnell ein paar Ratgebertipps auswerfen will, um irgendwas auf dem Blog zu haben – okay, dann kann man drüber nachdenken. Aber das sind ja Tipps, die es woanders auch schon gibt. Damit sie attraktiv sind, müssten sie sprachlich schon ziemlich funkeln.

Sprachlich funkeln kann ChatGPT nicht – der Stil ist ausgesprochen hölzern.

Warum?

KI kann vorhandene Informationen zusammentragen und neu zusammenstellen. Eigene, neue Inhalte kann KI nicht erschaffen, auch wenn diese Zusammenstellungen so wirken. Damit die Informationen eindeutig sind, ist der Stil sehr auf Vollständigkeit bedacht – in jedem Absatz neu, wie mein Beispiel zu Lektorat oben zeigt. Neben inhaltlicher ist also auch sprachliche Kreativität keine Stärke eines Programms. Auch die Wiederaufnahme dessen, was der „Gesprächspartner“ gesagt hat, gehört dazu – gut, das fiel ebei einem längeren von KI generierten Text weg.

Meine Kollegin Andrea Klein hat ebenfalls GPT getestet – für einen Blogartikel zu wissenschaftlichem Arbeiten, ihrem Spezialgebiet. Als kleiner Lesetipp

ChatGPT in der Wissenschaft

Kolleg*innen haben auch getestet, ob die KI einen echten wissenschaftlichen Artikel schreiben könnte – dieses Beispiel habe ich sowohl bei Twitter als auch bei Mastodon gesehen:

Screenshot aus Twitter. Today I asked ChatGPT about the topic I wrote my PhD about. It produced reasonably sounding explanations and reasonably looking citations. So far so good – until I fact-checked the citations. And things got spooky when I asked about a physical phenomenon that doesn’t exist.
Original (Englisch) übersetzt von
Heute habe ich ChatGPT nach dem Thema gefragt, über das ich meine Doktorarbeit geschrieben habe. Es produzierte vernünftig klingende Erklärungen und vernünftig aussehende Zitate. So weit so gut – bis ich die Zitate überprüft habe. Und es wurde unheimlich, als ich nach einem physikalischen Phänomen fragte, das es nicht gibt.
Ich habe den ersten Absatz mal übersetzen lassen.

Im weiteren Verlauf des Threads berichtet Terese Kubacka, wie sich die Arbeit mit ChatGPT gestaltet – besonders in Hinblick auf Zitate. Kurz und schlecht: Das sah ziemlich mies aus – die zitierten Titel waren nicht auffindbar, in einem Fall sogar trotz DOI … Hier gibt es weitere Hintergrundinfos zu dem Fall, mit der klaren Warnung, dass die Fälschungen des Bots so überzeugend aussehen, dass auch Fachleute erst nach aufwendiger Recherche feststellen können, dass da was und was da falsch ist.

Trotzdem wird überall diskutiert – sei es im Schul- oder im Hochschulbereich -, dass das Ende der Hausarbeiten eingeläutet sei:

Mag sein, dass KI immer besser wird – das, was ChatGPT da macht, ist schon sehr beeindruckend, ohne Frage. Aber tiefergehenden Überprüfungen scheint es mir nicht standhalten zu können. Robert Lepenies weist im Interview darauf hin, welche Chancen eine solche KI an der Hochschule haben kann – wenn man sie nicht von vornherein verteufelt.

Auf die Bemerkung, die KI könne ein kreativer (!) Mitstreiter sein, kam das hier:

Wie denn?
Heute zum Beispiel habe ich einer Gruppe die Aufgabe gegeben, drei verschiedene von KI erstellte Texte zur gleichen Forschungsfrage nebeneinanderzulegen und mir zu erklären, wo welcher Text wissenschaftlichen Standards genügt – und wo nicht. Hier kann man lernen, wissenschaftliche Evidenz abzuwägen.

Interview in WiWo

Eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und den Gefahren ist unbedingt nötig – auf allen Ebenen. Auch Menschen, die mit Schule oder Hochschule nicht (mehr) in Kontakt sind, werden mit Texten aus KI konfrontiert sein – sei es in Form von Zeitungsartikeln oder von Blogbeiträgen, um nur mal die gängigsten zu nennen.

In der Schule ist ChatGPT jedenfalls auch schon angekommen – mit skurrilen Ergebnissen: Twitter-Thread zu einem Schüler, der mit Hilfe von ChatGPT Code geschrieben hat.

Wer ehrlich publiziert, wird die KI erwähnen. Schwierig wird es natürlich, wenn das nicht geschieht … Aber das Problem gibt es ja auch auf anderen Gebieten – Unredlichkeit besteht auf diesem Gebiet eben darin, genutzte Quelle nicht offenzulegen.

Es gilt also, auf breiter Basis über ChatGPT und andere Angebote künstlciher Intelligenz zu diskutieren.

3 Antworten

  1. R. Exner

    Hallo Frau Baller,
    es ist in der Tat schon sehr beeindruckend, was ChatGPT kann. Was mir aber bislang in den meisten Betrachtungen und Kommentierungen fehlt, das ist die Frage danach, woher das Programm sein Wissen bezieht. Wer sind die Urheber*innen, deren Werke hier digital verwurstet werden? Als freischaffender Texter würde ich doch gerne gefragt werden, ob meine publizierten Broschüren, Internetseiten etc. verwertet und entfremdet werden dürfen. Ich hätte gerne die Möglichkeit zu widersprechen.
    Im Moment habe ich den Eindruck, dass wir uns von den Ergebnissen der KI blenden lassen: Entweder suchen (und belächeln) wir die Fehler oder wir sind tief beeindruckt bis leicht verschreckt.
    Anders als bei den Bildmedien und bildenden Künstler*innen, wo sich Widerstand gegen die ungefragte Nutzung von Fotos, Bildern und Grafiken regt, habe ich bei den Autor*innen und den Berufsverbänden eine solche Debatte noch nicht wahrgenommen. Vielleicht ändert sich das ja noch.
    Danke auf alle Fälle an Sie für den kritischen Test der KI. Viele Grüße R. Exner

    • Heike Baller

      Hallo Herr Exner,
      das ist eine sehr berechtigte Frage. Im Grunde liegt, so wie ich es verstanden habe, der gesamte Textkorpus dessen, was die Software im WWWW erreichen kann als Trainingsmaterial vor. Bis 2021. Wenn wir jetzt mit der KI interagieren, geben wir ihr zusätzliches Futter. Das muss man wissen, wenn man damit arbeitet.

      Nach der Logik gehören auch Ihre und meine Blogbeiträge zum Trainingsmaterial, ebenso wie alle Webtexte, von Google digitalisierten Bücher usw. Und ja, da kann man schon stutzig werden. Bisher war ja immer noch das Argument: OpenAI ist gemeinnützig … Es kommt allen zugute, auch mir selber.
      Nachdem nun aber klar ist, dass Microsoft ChatGPT in seine Produkte einbauen will, ist das auch nicht mehr so klar. Schließlich will Microsoft seine Investitionen wieder reinbringen – ich gehe davon aus, dass ChatGPT irgendwann nicht mehr „nur“ gegen Daten verfügbar sein wird.
      Vielleicht ein Feld für die, die solche Code-Bausteine erstellen können, die verhindern, dass bestimmte Bots folgen ;-)?

      Ich habe mir ChatGPT auch noch auf andere Weise angeguckt: https://youtu.be/ylBOs8ZV26s, halte es aber in seiner jetzigen Form für – noch – nicht geeignet, menschliche Schreibkreativität zu ersetzen. Das ist ja für viele, die mit Texten ihr Geld verdienen, so die erste Angst gewesen. Die Nutzung unserer Texte ohne Vergütung – jdas scheint noch nicht so im Bewustsein zu sein.

      Vielen Dank für Ihre Anregung – ich werde das mal in meinen Socia-Media-Kanälen anfragen … Vielleicht weiß ja jemand schon mehr. Das teil ich dann erne hier.
      Freundliche Grüße
      Heike Baller

      • R. Exner

        Liebe Frau Baller,
        das Thema weiter zu streuen und zu fragen, begrüße ich sehr. Und es scheint Eile geboten zu sein. OpenAI hört sich zwar wunderbar an, aber die Grenzen der Offenheit zeichnen sich jetzt schon ab: Einem Bericht bei Heise online vom 23. Januar zur Folge wird der kostenlose Account nur begrenzte Leistungsfähigkeit besitzen. Aber für 42 Dollar monatlich soll ein Premium-Account eingerichtet werden. (https://www.heise.de/news/ChatGPT-Wie-es-mit-der-Text-KI-weitergeht-und-wie-viel-sie-kuenftig-kostet-7468619.html).
        Bedeutet das, dass Autor*innen mit ihren häufig knapp budgetierten Beiträgen dann dazu beitragen, dass andere mit der Verwertung gut Geld verdienen?
        Und meine Erfahrung/Einschätzung bei einem kurzen Test von ChatGPT ist eine andere: In kurzer Zeit wurden mir zum Thema Klimaschutz, ein Kommunales Klimaschutzkonzept erstellt, ein passendes Kommunikationskonzept und dann noch eine komplett verwendbare Pressemitteilung zum Thema Mobilitätswende. 80 Prozent davon ließen sich direkt nutzen, die letzten 20 Prozent mit etwas Fachwissen schnell ergänzen. Ich befürchte, das wird die PR-Branche und viele kreative Berufe ordentlich durcheinander wirbeln. Daher mein Anliegen, uns Urheber und Urheberinnen besser vor solcher Verwertung zu schützen.
        Viele Grüße aus Hannover R. Exner

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