Bio-Lebensmittel – wie findet man raus, was dran ist?

Veröffentlicht in: Fundstücke, Recherchen | 4

Anfang des Monats wurde anhand einer Studie der Stanford-Universität in Deutschland (!) proklamiert, Bio-Lebensmittel hätten keinen gesundheitlichen Vorteil gegenüber „konventionell“ hergestellten. Die Schlagzeilen dazu waren manches Mal ganz schön reißerisch:

Etwas gemäßigter

Vergleichen Sie mal diese Headline und den darauf folgenden Inhalt mit denen unserer Zeitungen – keine Sorge: Ihr Englisch reicht dafür  aus. Ich frag mich ja, ob das Mentalitätssache ist  … (diese Headline ist übrigens kein Einzelfall!)

Selber auf der Suche nach Informationen

Wer einige der deutschen Artikel genauer liest, wird sehen, dass die Studie nur gewisse Parameter berücksichtigt, andere, die z. B. mir wichtig sind, außen vor lässt. Die Süddeutsche hat das dann schon in der Schlagzeile des Kommentars drin. Bei der FAZ gibt es heute eine Umfrage, die beiden Standpunkten Raum gibt: Bio ist gut, Bio ist Bluff.

Aber schließlich sind Zeitungen ja nicht die Quelle aller Informationen – mit dem Anspruch wären sie überfordert. Wenn ich nun Genaueres wissen will, muss ich mich selbst um die Infos bemühen. Wissenschaftliche Studien auf Englisch sind dabei aber auch nicht jedermanns/fraus Sache. Also: Wo gibt es belastbare Informationen zu diesem Thema für interessierte Laien?

Hm, und nu? Was mache ich, wenn ich „irgendwie“ das Gefühl habe, Bio sei besser. Solche Studien können einen Menschen doch ganz schön verunsichern. Oder eher: die Schlagzeilen, die einen dann aus der Morgenzeitung oder von Kiosk her anbrüllen.

Also selber was rausfinden – aber wo? Wir alle wissen ja, dass es immer Studien oder Statistiken zu beiden Seiten eines Themas gibt, die sich munter widersprechen – da ist die eigene Positionierung gar nicht so leicht.

Suchoptionen

Wikipedia ist insofern eine gute erste Adresse, weil es am Ende des Artikels Links zu Quellen, also anderen Websites gibt, die sich mit dem Thema befassen (außerdem werden im Text verschiedene Studien vorgestellt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Bio-Lebensmittel befassen. Sehr umfassend für die Situation in Deutschland ist der Wikipedia-Artikel zur ökologischen Landwirtschaft).

Allerdings sind diese Links nicht immer ganz neu, wie die vom Fachinformationsdienst Lebenswissenschaften, Umwelt und Gesundheit bei der Hermann-von-Helmholtz.-Gesellschaft   (FLUGS)  – die ist von 2007. Da fühle ich mich nicht so ganz wohl, um eine Meta-Studie aus dem Jahr 2012 zu beurteilen. Aber fundierte Informationen kann ich hier erwarten.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft hat eine Broschüre mit Zahlen herausgegeben, die belegen, wie sich der Zweig „Bio“ in Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Einzelhandel entwickelt. Gewiss, das ist „Partei“, aber eine wichtige Grundlageninformation ist es auch.

Die Europäische Kommission hat Material zu einigen Aspekte zusammengestellt, die ökologische Landwirtschaft ausmachen – über die in den Zeitungen oft  verkürzt dargestellte Sache mit „gesünder und vitaminreicher“ oder so hinaus.

Was ist biologische Landwirtschaft?

Julius-Kühl-Institut“ heißt das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen – hier geht es um verschiedene Bereiche, u. a. auch Genetik oder Phytomedizin – Biolandbau ist also ein Teilbereich; Informationen aus dieser Quelle stehen  mE  nicht unter dem Verdacht des Lobbyismus. Hier findet sich ebenfalls ein Grundlagenartikel zu ökologischem Landbau (der aktuelle ist jetzt von 2019). Die Themen (in der linken Spalte)  sind schon eher speziell – was mit der grundsätzlichen Orientierung des Instituts zusammenhängt. Da es sich um eine Forschungseinrichtung handelt, die langfristig arbeitet, ist Reaktion auf die aktuelle Frage nicht ganz oben in der Prioritätenliste.

Die Landwirtschaftsministerien des Bundes und der einzelnen Bundesländer haben ebenfalls Informationen zusammengetragen:

Sie finden diese Infos, wenn Sie auf die Startseite des entsprechenden Ministeriums gehen und „öko“ oder  „bio“ bei der – oft oben rechts untergebrachten – Suchleiste eingeben.

Es gibt also eine Menge an Quellen und Informationen – wobei ich die Möglichkeit, wissenschaftliche Literatur und Studien zu Rate zu  ziehen, noch gar nicht berücksichtigt habe – es ist nur etwas mühsamer. Ich hoffe, mit meiner Zusammenstellung können Sie sich ein bisschen orientieren und lesen dann Schlagzeilen wie „Wissenschaftler entlarven Bio-Lebensmittel als Mythos“ etwas gelassener.

4 Antworten

  1. Monika

    Guten Morgen,

    ich habe den Artikel erst heute gelesen. Ich muss dazu sagen, dass ich nie wirklich von Bio überzeugt war. Die Lebensmittel von Bio sind teilweise so teuer, dass sich manche das gar nicht leisten können. Doch das ist ein anderes Thema.

    Mich wundert bei Bio immer, wie die Hersteller die Mengen produzieren können, wenn sie keine Mittel einsetzen. In gewissem Maß dürfen sie das auch, ohne es zu deklarieren. Und das macht mich etwas skeptisch gegen Bio.

    Viele Grüße

    Monika

    • Recherche-Meisterin

      Ja, ich weiß, Einwände gibt es zuhauf. Andererseits gibt es recht strenge Auflagen und die Minimierung von Pestizid- und Antibiotikaeinträgen in Landschaft und Tiere, in Wasser und Pflanzen und somit in die Menschen halte ich – auch wenn sie vielleicht nicht so großartig ist, wie die Verbände propagieren – für wünschenswert; resistente Erreger sind ja nun keine Traumvorstellung, oder? Also, wie man sehen kann: Ich stehe „Bio“ eher positiv gegenüber 😉
      Im Artikel geht es halt darum, wo man sich Infos besorgt, um selbst vergleichen zu können. Wer in die Tiefe gehen will, müsste dann aber auch wirklich die Fachliteratur lesen – zur thematisch passenden Literaturrercherche kommt da auch noch mal was … 😉

    • Recherche-Meisterin

      Danke für den Link!

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