20 Jahre Wikipedia – auch auf Deutsch

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Im Januar wurde weltweit „20 Jahre Wikipedia“ gefeiert. Noch viel faszinierender finde ich, dass bereits im März 2001 auch anderssprachige Ausgaben im Gespräch waren und kurz darauf gelauncht wurden:

  • Am 15.März 2001 ging die deutschsprachige Wikipedia an den Start. (Tja, da bin ich einem Fehler aufgesessen, wie Pavel Richter mir nachweist – die deutsche Wikiepdia ging am 16.3.2001 online: unser Twitter-Dialog; ergänzt am 15.3.2021))
  • Am 23. März war die französischsprachige Ausgabe dran.
  • Am 11. Mai folgte die spanische Edition.
  • Im September 2002 kam dann die Ausgabe aus Japan. Hier mögen technische Probleme wegen der Schriftzeichen als Bremse gewirkt haben (s. Notiz von Jimmy Wales).
Im September 2002 gab es den ersten Screenshot der deutschen Wikipedia unter de.wikipedia.org – die ursprüngliche Site mit der Adresse german.wikipedia.org wurde im Internet-Archive nicht erfasst.

Heute gibt es also 20 Jahre Wikipedia in Deutschland und auf Deutsch.

Ein paar Zahlen zur deutschsprachigen Wikipedia

  • Sie umfasst rund 2,5 Millionen Artikel
  • Mehr als 20.000 aktive Mitglieder gestalten die Inhalte. (immer letzte 30 Tage)
  • Rechnet man die Mitglieder mit, die in den letzten 30 Tagen nicht aktiv waren, sind es über 3 Millionen Menschen, die sich bei der deutschsprachigen Wikipedia engagieren oder engagiert haben.
Schon im August 2001 konnte Jimmy Wales auf den 1.000sten Artikel der deutschen Wikipedia verweisen.

Wikipedianer – und wenig Wikipedianerinnen

Die Wikipedia ist weltweit eher ein männliches Phänomen. Nur 16 % der Menschen, die die Wikipedia seit 20 Jahren „füttern“, sind Frauen. Das sagt eine Studie von 2013, in der die Ergebnisse verschiedener Befragungen ausgewertet wurden. Damit lagen die Ergebnisse zwar über denen von 2003 – doch nach wie vor ist der Anteil weiblicher oder diverser Beiträger*innen niedrig.

Das gilt übrigens in noch verschärfter Form, wenn man alle Wikimedia-Angebote (Wikisource, Wikiquote, Wikidata usw.) hinzunimmt: 2018 war der Anteil der Frauen gerade mal bei 9 %.

Auch sind Frauen oder diverse Menschen als Thema in der Wikipedia – in Deutschland wie weltweit – weniger repräsentiert. So gibt es nur rund 16 % Biographien von Frauen in der deutschsprachigen Wikipedia.

Es gibt verschiedene Anläufe, dieses Ungleichgewicht zu verändern. Doch die gibt es schon seit mehr als 10 Jahren …

Grundsätzliche Kritik an der Wikipedia

Eine Quelle, um sich verschiedene Kritikpunkte rund um die Wikipedia, vor allem die deutschsprachige Wikipedia zu Gemüte zu führen, ist Wiki-Watch. Dahinter steht die Arbeitsstelle „Wiki-Watch“ im Studien- und Forschungsschwerpunkt „Medienrecht“ der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) – also eine wissenschaftliche Einrichtung.

Intransparenz und schwindende Mitgliederzahlen sowohl bei den Autor*innen als auch im Admin-Bereich sind die größten Kritikpunkte. Die Kontrollmechanismen greifen, so Wiki-Watch, auf diese Weise nicht richtig.

Das Logo zu 20 Jahre Wikipedia

Die Kontrollmechanismen bei der Wikipedia

20 Jahre Wikipedia und so viel Kritik – und die schon bestimmt seit einem Jahrzehnt. Da mussten dann Sicherheitsstrukturen eingezogen werden. So sehen sie aus:

  • Belegpflicht – jede Aussage soll mit einem Beleg versehen sein.
  • Menschen, die sich in Edit-a-thons treffen, um kollaborativ Artikel zu erstellen oder zu korrigieren
  • Mit der Kampagne #1lib1ref engagieren sich Bibliothekar*innen jährlich, um fehlende Belege in Artikeln zu ergänzen
  • Aktive und passive Sichter, die Beiträge oder Ergänzungen von neuen oder unangemeldeten Autor*innen checken und dann ggf. freischalten

Auch wenn die Wikipedia sich also um zuverlässige Informationen auf ihren Seiten bemüht – da ist noch einiges zu tun.

Noch ein paar Kuriositäten zum Schluss

Die deutschsprachige Wikipedia war also die zweite, die an den Start ging. Es gibt sehr viele Sprachen, in denen die Wikipedia erscheint – auch kuriose. Neben Boarisch oder Plattdütsch z. B. Volapük (das kannte ich bisher nur aus einem Gedicht von Erich Kästner „Sogenannte Klassefrauen“), auf Latein – eine völlig gängige Sprache, natürlich – und in der Lingua franca nova – da gibt es glatt wieder Neues zu lernen: Was das ist, was das soll und ob es hilft.

Wer sein Wissen rund um die Wikipedia testen will, kann das bei der Deutschen Welle tun.

Fazit

Die Wikipedia bleibt in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert, was die Zuverlässigkeit angeht. Deshalb bleibe ich auch bei meiner Auffassung, dass sie nicht zitierwürdig ist. Ich weiß, dass das an manchen Hochschulen inzwischen anders gesehen wird.

Andererseits kann ich nur dankbar anerkennen, dass es nun schon 20 Jahre Wikipedia gibt, denn für einen raschen Informationsblick ist sie immer gut. Und sei es nur, dass sie mir in den Weblinks oder Belegen weiterführende Infos vermittelt.

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